Am Dienstag, 26. März um 8 Uhr morgens wurde der vietnamesische Menschenrechtsverteidiger Nguyen Quang Hong Nhan und seine Ehefrau in ihrem Asylheim in Nürnberg von der Polizei abgeholt, um abgeschoben zu werden. Sie wurden noch am selben Tag vom Flughafen München aus über Thailand nach Vietnam abgeschoben. Dort sind sie bereits angekommen. Näheres ist aber nicht bekannt. Die erwachsene Tochter der Familie, Hong An, lebt noch in Nürnberg. Sie konnte nach eigenen Angaben nicht abgeschoben werden, weil sie keinen gültigen vietnamesischen Reisepass hat. Das schützt sie aber nicht absolut vor einer Abschiebung. Wenn Vietnam gegenüber der deutschen Regierung einer Wiederaufnahme zustimmt, ist auch eine Abschiebung ohne gültigem Reisepass möglich. Es dauert nur länger.
Nguyen Quang Hong Nhan hat nach Angaben seines Anwaltes Manfred Hörner in Deutschland Asyl beantragt. Der Asylantrag wurde mit seiner publizistischen Tätigkeit sowie mit seiner in Vietnam erlittenen Haft begründet. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Bayern lehnte den Asylantrag ab. Der Anwalt sagte, es hätte das damit begründet, dass sich die vietnamesische Regierung nicht für die publizistische Tätigkeit interessieren würde.
Nguyen Quang Hong An performed at Steinway Winner’s Concert 2016 in Germany. Part 3
Dazu muss man wissen, dass normalerweise die Außenstellen des Bundesamtes für Asyl und Flüchtlinge in Bayern gar nicht für Asylanträge von Vietnamesen zuständig sind. Diese Anträge werden normalerweise nur in Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen bearbeitet. Dort sind die Mitarbeiter auch qualifiziert, über die Gefährdung in Vietnam zu entscheiden. Warum der Asylantrag von Nguyen Quang Hong Nhan ausnahmsweise in Bayern und darum von unqualifizierten Mitarbeitern bearbeitet wurde, ist nicht bekannt. Bayern ist zudem bundesweit bekannt für seine restriktive Politik, Flüchtlinge schnell abzuschieben.
Auch ein Asylfolgeantrag wurde mit derselben Begründung abgelehnt. Das führte dann auch dazu, dass das Vertrauensverhältnis zwischen der Familie und dem Anwalt gestört war. So behauptet der Anwalt gegenüber Thoibao.de, er hätte seit einem Jahr keinen Kontakt mehr zu der Familie gehabt. Er hätte nicht gewusst, dass die Familie mit Namen und Foto auf einer Website der vietnamesischen Regierung als „Volksfeinde“ und „antivietnamesische Kräfte“ stehen würde. Auch von einem Schlaganfall des Vaters will er nicht erfahren haben. Darum konnte er das nicht gegenüber den deutschen Behörden vortragen. Hong An widerspricht diesen Aussagen. Sie hätte die Informationen an den Anwalt weiter gegeben. Nach Darstellung von Hong An wurde ihr Vater ohne seine dringend benötigten Medikamente abgeschoben. Die Polizisten hätten ihr noch zugesagt, dass sich am Flughafen ein Arzt um ihren Vater kümmern wollte. Doch als dieser kurz vor der Abschiebung mit ihr telefonierte, hätte er gesagt, es sei kein Arzt gekommen.
Leider hat die Familie in Deutschland keine Menschenrechtsorganisation wie Veto!, Reporter ohne Grenzen oder Amnesty International auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Das muss die Tochter jetzt dringend tun, um sich selbst zu schützen.
Dazu muss man wissen, dass die Situation der Familie sehr schwierig ist. Sie lebten in Bayern in einem Asylheim ohne Internet, mit ganz wenig Geld und durften die Stadt Nürnberg nicht verlassen. Sie hatten einen Weiterwanderungsantrag nach Kanada gestellt. Doch dazu hätten sie persönlich oder ihr Anwalt auf der kanadischen Botschaft in Wien erscheinen müssen. Das war ihnen aber nicht möglich, weil sie Nürnberg nicht verlassen durften.
Die Tochter braucht dringend 500 Euro für einen Anwalt. Ohne anwaltliche Hilfe droht ihr die Abschiebung. Wer kann helfen?
Marina Mai
freie Journalistin